Stillen, Stillen und kein Ende…
Etwas das viele Eltern kennen und eine harte Bewährungsprobe sein kann:
Das Neugeborene ist einfach nicht von der Brust weg zu bekommen. Am liebsten würde es rund um die Uhr an Mamas Busen hängen und protestiert lautstark, wenn diese es versucht abzulegen. Auch vermeintlich friedlich eingeschlafen, hält die Ruhe gelegentlich nur kurze Augenblicke.
Für den Partner/in ist es ebenfalls eine unbefriedigende Situation , wenn außer dem vertrauten Lieblingskörperteil nichts und niemand helfen kann.
Es kann helfen, sich in dieser Situation bewusst zu machen, welche Gründe der kleine Nimmersatt für sein Verhalten haben könnte. Diese können natürlich vielschichtig sein und es können mehrere zusammen kommen. Meine Zeilen ersetzen daher in Problemfällen keine persönliche Beratung, können aber dem ein oder anderen helfen, sich etwas zu entspannen, vielleicht den Druck minimieren.
Du hast eventuell schon einmal davon gehört, dass man Menschenbabys auch nach einer voll ausgetragenen Schwangerschaft ( 40 Wochen ) als physiologische Frühgeburten bezeichnet.
Wenn unsere weibliche Anatomie es zulassen würde, könnten die Babys noch gute 3 Monate in ihrem kuscheligen Heim heranreifen. Da sie dann aber zu groß wären, um den natürlichen Ausgang zu nehmen, hat die Natur es so eingerichtet, dass wir eben eher geboren werden.
Was bedeutet das für uns als Erwachsene: Das Baby könnte sich besonders zu Beginn damit schwer tun, wenn sich etwas am gewohnten Ablauf ändert. Es möchte, wenn nicht im Bauch, am liebsten im Känguruhbeutel von Mama leben.
Im Bauch gab es 24/7 alles was es zum Wachsen und Wohlfühlen braucht: Nähe, Wärme, Sicherheit, Nahrung, Ruhe.
Plötzlich muss sich dieses unreife, kleine Wesen um viele Dinge kümmern. Es muss seine Körpertemperatur regulieren, es muss aktiv Nahrung aufnehmen, woraufhin der Darm in Bewegung kommt (auch dieser ist noch unreif und muss sich erst an komplexe Nahrung gewöhnen). Es gilt eine Unmenge an neuen Reizen aufzunehmen .Dazu zählt auch das Kennenlernen verschiedener Personen, Stimmen, Körper, Berührungen. Im Bauch hat es alles gehört, aber natürlich in gedämpfter Lautstärke. Jetzt ist alles viel lauter. Dazu kommt das Sehen, verschiedenste Gerüche, der Geschmack der Milch, Haut und, und, und. Ach ja und der Schlafplatz ist ja nun auch neu.. Und wenn es mal gut schläft, dann aber bitte nicht zu viel, denn Essen gibt’s ja ab sofort nicht mehr im Schlaf.
Mamas Busen mit dem dazugehörigen vertrauten Geruch, Herzschlag und Stimme stellen zusammen Babys Känguruhbeutel dar. Hier muss man nicht frieren, hier kann man in Ruhe die aufgenommenen Reize verarbeiten, durch das Saugen das Zwicken im Darm beheben und einschlafen. Wenn die Wachphasen am Anfang manchmal rar sind, ist es umso wichtiger, jeden aufmerksamen Moment davon zu nutzen, Nahrung anzubieten.
Mamas tun daher gut daran, ihren Blick zu schulen für die so genannten frühen Stillzeichen, damit das Kleine nicht einfach einschläft bzw. sich in energieverbrauchendes Weinen ergibt.
Selbst wenn ein Baby sich sehr schnell an die neue Lebenssituation angepasst hat, ist nicht ausgeschlossen, dass es sehr häufig gestillt werden möchte. Dazu eines meiner Lieblingszitate:
„Muttermilch ist so dünn und labberig, man wundert sich, dass die Kinder nicht den ganzen Tag an der Brust hängen.“
[Prof. Dr. Irenäus Eibl-Eibesfeld, Begründer der Human-Ethologie]
Unsere Milch enthält viel Lactose (Milchzucker), die schnelle Energie liefert, allerdings auch schnell verdaut ist. Häufige Stillmahlzeiten, auch in der Nacht, sind auch aus diesem Grund besonders in der Anfangszeit ganz normal und notwendig, um alle Organe durchgehend mit Nährstoffen zu versorgen. Gut zu wissen:
Durch jedes Saugen an der Brust, wird neue Milch produziert. Je häufiger diese entleert wird, desto mehr wird demnach gebildet. (wenn du dazu mehr wissen möchstest, lies hier weiter ⇒)
Wenn dein Mama-Gefühl dir trotzdem sagt, etwas ist nicht in Ordnung an der Situation, suche dir frühzeitig Hilfe. Erster Ansprechpartner ist sicher deine begleitende Hebamme. Ansonsten informiere dich, wo es in deiner Nähe Stillberatung gibt. Auch der Besuch von Stillgruppen ist oft hilfreich.