Viel hilft viel
In diesem Fall stimmt der Spruch ausnahmsweise sogar. Gemeint ist damit das Stillen in den ersten Wochen nach der Geburt deines Babys. Je häufiger du dein Baby anlegst, desto mehr Milch wird von deinen Brustdrüsen produziert. Und warum ist das so? Na weil der weibliche Körper einfach ein Wunderwerk der Natur ist. War uns doch schon immer klar. Aber was geht denn da in diesem Naturwunder nun genau von statten?
Es gibt eine Vielzahl von Vorgängen und Stoffen im Körper, die nötig sind, damit unsere Brustdrüsen Milch produzieren. Noch lange sind nicht alle Rätsel dazu gelöst und jedes Jahr gewinnen Forscher neue Erkenntnisse zum Thema Stillen dazu. Ich greife mir an dieser Stelle der Einfachheit halber den momentan gekrönten „Star der Milchbildung“ heraus:
das Hormon Prolaktin.
Es ist immer da im Körper und an einer Vielzahl von Körperfunktionen beteiligt. Produktionsort ist unser Kopf. Die Fabrik, die es herstellt, heißt Hypophyse. Sie ist eine etwa erbsengroße, hormonproduzierende Drüse ( auch Hirnanhangsdrüse genannt ) an der Unterseite unseres Gehirns. Schon in der Schwangerschaft unterstützt es die Ausbildung der Brustdrüse und kurz nach der Geburt läuft seine Produktion dann auf Hochtouren. Die höchsten Werte im Blut erreicht es zwischen dem 2. Und 10. Tag nach der Geburt. Wird die Brust jetzt oft und gut entleert, steigt der Prolaktinspiegel immer höher und es werden viele Rezeptoren gebildet, die beim Entleeren der Brust anspringen und die Milchdrüsen zur Milchbildung anregen. Je mehr davon gebildet werden, desto mehr Milch gibt es in der kompletten Stillzeit. Ca. 3-4 Stunden nach dem Stillen, sinkt der Wert wieder auf sein normales Level. Daher macht es Sinn, gerade zu Beginn deutlich häufiger anzulegen
( mindestens alle 2 bis 3 Stunden, gerne mehr ). Nach diesen ersten Tagen bis zum Ende der Stillzeit übernimmt dein Baby die Kontrolle über die Milchbildung. Die Nachfrage bestimmt von nun an das Angebot. Aber auch wenn das Prolaktin bereits nicht mehr so hoch wie zu Beginn ist, bleibt es doch -vor allem in den kommenden Wochen – noch deutlich erhöht gegenüber einer nicht stillenden Person. Wenn also bis dato noch keine ausreichende Milchbildung erfolgt ist, wird das häufige Anlegen jetzt umso wichtiger.
Übrigens hat man festgestellt, dass der Prolaktinwert im Blut in der Nacht am höchsten ist. Daher macht das nächtliche Stillen nicht nur Sinn, sondern kann auch für eine höhere Milchmenge ein echter Joker sein.
Dein Baby ist sehr früh geboren, ihr hattet eine schwere Geburt oder es gibt einen anderen Grund, warum dein Baby noch nicht ausreichend oder gar nicht an deiner Brust stillen kann?
Keine Sorge, mit Handentleerung und / oder Milchpumpe ist es möglich, ersatzweise so lange und so häufig Milch aus der Brust zu gewinnen, bis die benötigte Milchmenge erreicht ist bzw. bis dein Baby von allein in der Lage ist, sich zu holen, was es braucht.
Solltest du trotz Dauerstillens das Gefühl haben, deine Milchmenge reicht nicht aus, z.B. weil der Windelinhalt nicht das hergibt, was dir Arzt, Hebamme oder Stillberaterin als Norm vorgegeben haben oder dein Baby zu viel Gewicht verliert in den ersten Tagen bzw. später die Gewichtszunahme nur schleppend voran geht, empfehle ich dir, so früh wie möglich auf Ursachenforschung zu gehen. Eventuell ist das Saugen deines Babys nicht effektiv genug oder es gibt bei dir einen Grund, warum eine reichliche Milchbildung ausgebremst wird. Lass dich dabei gern von Stillfachleuten beraten. Nicht immer lässt sich DIE eine Ursache finden, aber fast immer gibt es eine Lösung, mit der es sich gut leben lässt.